Erklär mir das.
Alles ist jederzeit machbar.
Die komplette Entgrenzung.
Wir schwimmen im Meer der Haie
ohne nachzudenken, worin wir schwimmen.
Mein Körper atmet.
Er möchte atmen. Er kann das.
Mein Atem ist das Einzige, was ich wirklich habe.
Tanz im Museum – das ist nichts anderes als die Feier einer intensiven Begegnung. Wenn schöne Körper, im Tanz ein flüchtiges und nicht zu haltendes Ereignis, sich in Räumen für die Ewigkeit entfalten, ist die Energie von Leben pur zu spüren. Erstmals verbindet das einzigartige Schmuckmuseum Pforzheim nun seine Räume mit dem Tanz.
Unter dem ironischen Titel „Perfekt unperfekt“ entwerfen Guido Markowitz, Direktor des Ballett Theater Pforzheim, und Choreograph und Stellvertreter Damian Gmür zum Saisonauftakt im berühmten Reuchlinhaus des Architekten Manfred Lehmbruck im Zentrum der Goldstadt eine mehrteilige, physisch atemberaubende Performance. In der Tiefe verhandelt die Inszenierung aktuelle Themen der Zeit: Narzissmus, die Erfahrung von Schnellebigkeit und die Frage nach authentischem Leben.
Verheißungsvoll leuchten in den Kuben die Kästen mit den Kostbarkeiten aus 5000 Jahren Menschheitsgeschichte. Sich tief in die Augen schauend und zum Absprung bereit berühren die Tänzerinnen und Tänzer die rechteckigen Festungen mit den Schätzen bevor sie fallen und hart wie Stahl wieder auferstehen. Tänzer schauen anders in die Welt. Johannes Blattner, Tänzer am Theater Pforzheim, hat diese Bilder und weitere aus dem Probenprozess mit seiner Kamera eingefangen. Im Untergeschoss verwandelt sich die Halle mit den bodenlangen Fenstern in eine Arena für jene die zersplittern und doch überleben. Immer wieder zeigen ihre Körper neue Bilder vom Körper. Transformationen werden raumgreifend. Unter ihnen: Die gehbehinderte Tänzerin Sophie Hauenherm, Absolventin der Palucca Hochschule für Tanz, die in Pforzheim ihr erstes Gast-Engagement angeboten hat. Sie zeigt, dass Tanz auch anders geht. Oder dass Tanz nicht anders sein muss. Wer hat noch den Mut anders zu sein? Wer zeigt sich verletzbar wenn das Gebot der Stunde ist, schön zu sein, durchzuhalten, präsent zu sein? Markowitz und Gmürs komplexe, hochdynamische Choreografie nähert sich in facettenreichen Schlaglichtern der (versteckten) Schönheit des Unperfekten, die uns zu dem macht, was wir sind: einzigartige Individuen. »Schmuck symbolisiert Verbindung und Ewigkeit, und ist gleichzeitig zerbrechlich. Er erzählt von der Verletzbarkeit des Menschen. Diese Spannungsfelder interessieren uns,« so die Choreographen.
Es ist bereits die vierte Produktion, deren choreographische Autorenschaft sich Guido Markowitz und Damian Gmür teilen und ihre zweite gemeinsame am Theater Pforzheim. Mit „Perfekt unperfekt“ im Schmuckmuseum setzt Ballettdirektor Markowitz seine vor drei Jahren begonnene Serie fort, Produktionen an ungewöhnlichen Orten in Stadt und Region zu platzieren. Frühere Spielorte bildeten die Schloss- und Stiftskirche St. Michael sowie das Emma-Jaeger-Bad.
Guido Markowitz ist seit 2015 Direktor des Ballett Theater Pforzheim. Ästhetisch entwickelte der klassisch und zeitgenössisch ausgebildete Tänzer, der u.a. feste Engagements an den städtischen Bühnen Münster und am Staatstheater Darmstadt genoss, als international erfahrener Choreograph eine klare Linie. Existenzielle Themen der Zeit und der Kunst werden auf der Basis eines zeitgenössischen Tanzverständnisses vielfältig und unter Einbeziehung anderer Künste inszeniert. Mehrfach wurden Markowitz´Arbeiten für den Deutschen Theaterpreis DER FAUST vorgeschlagen. Das Ballett Theater Pforzheim wurde unter seiner Führung Partner von TANZLAND, Mitglied des Dachverbands Tanz und internationaler Kooperationspartner. „Perfekt unperfekt“ ist seine vierte gemeinschaftliche Choreographie mit Damian Gmür und, nach Uraufführungen in der Schloss- und Stiftskirche St. Michael und im Emma-Jaeger- Bad, die dritte Premiere außerhalb des Theaters am Waisenhausplatz.
Damian Gmür arbeitete als Tänzer in internationalen Engagements, u.a. bei der Iceland Dance Company, der Tanzkompanie Staatstheater Oldenburg/MS Schrittmacher Berlin, Staatstheater Darmstadt, Theater Bern und Theater St. Gallen. Er tanzte außerdem in Werken von Gregor Zöllig, Johannes Wieland, Roberto Olivan, Guy&Ronnie, Nils Christe, Örjan Anderson, Philippe Blanchard, Richard Wherlock, Tamas Juronics, Gonzalo Galguera, Martin Stiefermann und Mei Hong Lin. Seit 2017 ist er stellvertretender Ballettdirektor am Theater Pforzheim. Gemeinsam mit Rita Aozane Bilibio kreierte er eigene Stücke u.a. für das TanzArt Festival/Theater Giessen, das Reykjavik Dance Festival, das Urban Street Art Festival Pottporus, Tanztheater Festival Erfurt und das Festival tanzinwinterthur sowie für das Tanzhaus nrw.
Katharina Andes absolvierte ihren Master in Design am Institut Integrative Gestaltung / Masterstudio, FHNW Basel. Eigene Modekollektionen präsentierte sie auf der Fashion Week Paris und der Fashion Week Berlin. 2015 gewann sie den internationalen Mode und Kostümwettbewerb »Prix Just au Corps« am Luzerner Theater. Seitdem arbeitete u.a. für die Tanzcompagnien von Nanine Linning, Gregor Zöllig und Tarek Assam sowie u.a. für das Luzerner Theater, das Landestheater Tübingen und den Heidelberger Stückemarkt. Katharina Andes ist regelmäßig an Künstlerkollektiven beteiligt, u.a. im Bereich Mode, Klangperformance, Fotoserien, Musikvideos oder interaktive Messestände
„Perfekt Unperfekt“
Ballettabend von Guido Markowitz und Damian Gmür im Schmuckmuseum
Es tanzen: Elias Bäckebjörk, Stella Covi, Leon Damm, Ria Girard, Sophie Hauenherm(a.G.), Abraham Iglesias, Julián Montero Lazzaro (a.G.),, Selene Martello, Eleonora Pennacchini, Alba Valenciano, Evi van Wieren und Dario Wilmington
Musik/Sounddesign: Fabian Schulz
Kostümbild: Katharina Andes, Fotos: Johannes Blattner
Fotos: Johannes Blattner
Premiere: So, 11. November um 20 Uhr, Schmuckmuseum
Weitere Vorstellungen: Sa, 17.11., So, 1., und Mo, 2.12.2018, jeweils 20 Uhr.
Die Produktion wird gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.
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